Myofasziales Schmerz­syndrom

Der Bewegungsapparat des Körpers ist ein komplexes System aus Muskeln, Sehnen, Bändern und Bindegewebe. Um die normale Funktion des Bewegungsapparates zu gewährleisten, ist es wichtig, dass alle seine Komponenten gut harmonieren. Ist dies einmal nicht der Fall, so äußert sich das in merklichen Bewegungseinschränkungen und damit verbunden in einer verminderten Lebensqualität für die Betroffenen. Dabei reicht das Spektrum sehr weit von einem harmlosen Muskelkater, der nach ein paar Tagen wieder von alleine verschwindet, bis zu Knochenbrüchen oder Gelenkverschleiß.

Zuletzt aktualisiert: 09.07.2024

9 Minuten

Muskelschmerzen ohne Grund?

Ein Krankheitsbild, das ebenfalls den Bewegungsapparat betrifft, ist das sog. myofasziale Schmerzsyndrom. Beim myofaszialen Syndrom treten Muskelschmerzen auf, die keine organische Ursache zu haben scheinen. Worum es sich dabei jedoch genau handelt und welche Ansätze es zur Linderung der Schmerzen gibt, erfahren Sie in diesem Artikel. Im Orthozentrum Bergstraße bieten wir Ihnen das perfekte Paket aus Diagnose, Beratung und Behandlung, um Sie bei Ihrem Anliegen bestmöglich unterstützen zu können.

Definition

Worum handelt es sich genau beim myofaszialen Schmerzsyndrom?

Beim myofaszialen Schmerzsyndrom treten Schmerzen im Bewegungsapparat auf, die keine organische Ursache zu haben scheinen. Das bedeutet, es liegt keine Erkrankung von Gelenken, Knochen oder eine generelle Muskelerkrankung vor. Zwar liegt den myofaszialen Schmerzen keine systemische Erkrankung zugrunde, doch bedeutet dies nicht, dass sich Patientinnen und Patienten die Schmerzen einbilden. Welcher biologische Prozess dem myofaszialen Syndrom zugrunde liegt, wird im folgenden Abschnitt erläutert.

"myofaszial"

Der Begriff myofaszial setzt sich auf zwei einzelnen Wörtern zusammen. Dabei steht „myo“ für Muskel und „faszial“ für die Faszien. Bei den Faszien handelt es sich um bindegewebige Strukturen, die einzelne Muskelfasern, aber auch Muskelfaserbündel und ganze Muskeln umgeben und einscheiden. Muskel und Faszie bilden also praktisch eine untrennbare Einheit, die oft gemeinsam von Erkrankungen betroffen ist.

Ursache

Wie entsteht ein myofasziales Schmerzsyndrom?

Schmerzentstehung und -verstärkung beim myofaszialen Syndrom

Die Schmerzen beim myofaszialen Syndrom entstehen dadurch, dass einzelne Muskelgruppen einer Überlastung ausgesetzt sind. Die Gruppierungen von überlasteten Muskelfasern innerhalb eines großen Muskels werden als sog. Triggerpunkte bezeichnet. Bei der Überlastung eines Muskels können teilweise die Muskelfasern nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Sauerstoff ist essenziell für den Stoffwechsel von Zellen und somit wichtig für Transportprozesse innerhalb der Zelle.

Da bei der Überlastung das für die Kontraktion wichtige Mineral Kalzium nicht schnell genug aus der Muskelzelle transportiert werden kann, kommt es in der Folge zu einer dauerhaften Kontraktion der betroffenen Muskelzelle. Diese andauernde Kontraktion der Muskelfasern, die wie oben beschrieben alle auch von Faszien umgeben sind, wird als Schmerz wahrgenommen. Aufgrund der dauerhaften Kontraktion entsteht außerdem eine lokale Entzündung, die durch verschiedene Botenstoffe die Schmerzen noch verschlimmert.

Ursachen

Die auslösenden Gründe für eine Dauerbeanspruchung des Muskels können sehr vielseitig sein. Ständig wiederkehrende Bewegungen, hormonelle Dysbalancen, andauernde Immobilität oder auch ein erhöhter stressbedingter Muskeltonus können zur Überlastung des Muskels führen.

Symptome

Welche Symptome sind charakteristisch für das myofasziale Schmerzsyndrom?

Typisch für das myofasziale Schmerzsyndrom sind Schmerzen, die über einen längeren Zeitraum auftreten und häufig lokal begrenzt sind. Die bereits beschriebenen Triggerpunkte reagieren dabei sehr empfindlich auf Druck und teilweise lassen sie sich auch als Verhärtung innerhalb des Muskels ertasten. Wenn man auf den schmerzhaften Punkt drückt, dann strahlt der Schmerz häufig in das umliegende Areal aus. Des Weiteren kann es auch passieren, dass eine leichte Zuckung des Muskels ausgelöst wird, wenn man Druck auf den Triggerpunkt ausübt. Diese Schmerzen können an unterschiedlichsten Stellen des Körpers auftreten.

Typische Regionen sind das Gesicht, die Schulter-Nacken-Region sowie Waden- und Beckenmuskulatur.

Diagnose

Wie wird die Diagnose myofasziales Schmerzsyndrom gestellt?

Die Diagnose eines myofaszialen Syndroms wird meist als Ausschlussdiagnose gestellt. Das bedeutet, dass zunächst alle anderen organischen Ursachen für die auftretenden Schmerzen durch verschiedene Untersuchungsmethoden ausgeschlossen werden. Erbringen die Untersuchungen keinen Hinweis auf eine systemische Muskelerkrankung (wie z.B. Fibromyalgie), eine rheumatische Erkrankung oder eine Neuropathie, so kann das myofasziale als Syndrom als wahrscheinlich angesehen werden.

Bildgebende Verfahren eignen sich nicht besonders gut, um ein myofasziales Syndrom direkt zu diagnostizieren, kommen aber zum Ausschluss anderer Erkrankungen durchaus zum Einsatz.

Anamnesegespräch

Das Anamnesegespräch, also das Erstgespräch zwischen Arzt oder Ärztin mit der zu behandelnden Person, ist aufgrund der fehlenden diagnostischen Anwendbarkeit von bildgebenden Verfahren besonders wichtig zur Feststellung eines myofaszialen Syndroms. In dem Gespräch werden Dauer, Lokalisation, Art und Ausprägung des Schmerzes genauer erörtert. Um dies möglichst zu objektivieren, kommen sog. Schmerzskalen zum Einsatz.

Körperliche Untersuchung

Außerdem bringt die körperliche Untersuchung wichtige Hinweise für die richtige Diagnose. So sind eine reflektorische Zuckung sowie ausstrahlende Schmerzen Anzeichen für ein myofasziales Schmerzsyndrom. Unterstützt wird diese Hypothese, wenn muskuläre Verhärtungen im schmerzhaften Areal getastet werden können.

Therapie

Welche Therapieansätze gibt es beim myofaszialen Schmerzsydrom?

Die Effektivität der einzelnen Behandlungsansätze ist individuell unterschiedlich. Unter anderem ist die Dauer der Therapie abhängig davon, wie lange das myofasziale Syndrom bereits besteht. Ein früher Behandlungsbeginn verkürzt in den meisten Fällen die Behandlungsdauer. In manchen Fällen gelingt es sogar, die Schmerzen bereits bei der ersten Anwendung spürbar zu lindern. Bei bereits länger bestehenden myofaszialen Schmerzen kann die Behandlung auch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Schmerzmittel

Zur Behandlung der myofaszialen Schmerzen dient vor allem im initialen Stadium die Gabe von Schmerzmitteln. Aber auch entzündungshemmende Mittel können bei myofaszialen Schmerzen eingesetzt werden. Aufgrund der Überbelastung kann bisweilen von Betroffenen eine Schonhaltung eingenommen werden. Diese kann jedoch das Gegenteil von dem bewirken, was eigentlich erreicht werden sollte. Durch die Gabe von Schmerzmitteln kann der Muskel wieder schonend mobilisiert werden, was für den Heilungsverlauf essenziell ist.

Physiotherapie

Zur Heilung muss der Muskel reichlich mit Sauerstoff versorgt werden. Die dafür benötigte schonende Beanspruchung kann ideal in Form einer Physiotherapie erreicht werden. Verschiedene Kräftigungsübungen, Triggerpunkttherapie und Massagen bieten sich an, sodass der Muskel wieder seine gewohnte Funktion erfüllen kann, aber gleichzeitig nicht erneut überlastet wird.

Wärmebehandlung

Auch Wärmebehandlungen mit warmen Wickeln oder Rotlicht sind dem Heilungsverlauf zuträglich. Die Effektivität der einzelnen Behandlungsansätze ist individuell unterschiedlich.

Prävention

Was kann ich tun, um einem myofaszialen Schmerzsyndrom vorzubeugen?

Wichtige Maßnahmen und Tipps

Glücklicherweise muss es gar nicht erst zur Manifestation eines myofaszialen Schmerzsyndroms kommen, wenn man ein paar wichtige Dinge beachtet. Vor allem wichtig ist dabei, auf den Belastungszustand des jeweiligen gefährdeten Muskelareals zu achten. Wenn man bereits merkt, dass bestimmte Muskelgruppen verstärkt auf Belastung reagieren, oder sich in Stresssituationen besonders schnell melden, dann sollte man mit diesen auch besonders fürsorglich umgehen. Bereits vorbeugend eignen sich physiotherapeutische Kräftigungs- und Dehnungsübungen. Je nach Anfälligkeit können auch Entspannungsübungen und / oder eine Ernährungsberatung effektiv einem myofaszialen Syndrom vorbeugen.

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