Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)

Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen. In manchen Fällen wird die CMD auch als Temporomandibuläre Dysfunktion (TMD), Osteoarthropathie des Unterkiefers oder in alter Literatur auch als Costen-Syndrom bezeichnet. All diese Begriffe beschreiben eine Erkrankung, die sich im Übergang zwischen Schädelknochen und dem Unterkiefer manifestiert.

Zuletzt aktualisiert: 12.08.2024

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12 Minuten

Wenn Halswirbelsäule und Schädel betroffen sind

Häufig sind ebenfalls die Halswirbelsäule und deren Übergang zum Schädel mitbetroffen. In den einzelnen Abschnitten des folgenden Textes können Sie einen Überblick über Ursachen einer Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) gewinnen und erfahren, welche Symptome bei einer Erkrankung auftreten können. Außerdem erhalten Sie Informationen, wie eine Craniomandibuläre Dysfunktion zielführend diagnostiziert und erfolgreich behandelt werden kann.

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Definition

Was ist eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)?

Der Begriff der Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) bezeichnet eine Fehlregulation der Muskel- oder Gelenkfunktion des Unterkiefers. Cranium steht als lateinischer Begriff für den Schädelknochen, mandibulär bedeutet „den Unterkiefer betreffend“. Unter Dysfunktion versteht man eine eingeschränkte Funktionalität im Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken des Kiefergelenkes.

Als übergeordneter Sammelbegriff dient der Begriff der CMD somit dazu, Beschwerden im Bereich des Kausystems, als der Kaumuskulatur oder des Kiefergelenks, samt Beschwerden in anderen Körperregionen wie der Halswirbelsäule oder dem Kopf zusammenzufassen. Eine Vielzahl von Ursachen kommt hier in Frage, im Einzelnen kann dies z.B. auf Störungen der Zähne, auf muskuläre Erkrankungen (Myopathien) oder auf Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder Arthritis zurückzuführen sein.

Mögliche Differentialdiagnosen zur CMD:

Einige Erkrankungen, die eine ähnliche Symptomatik verursachen können, sogenannte Differentialdiagnosen, sind im Folgenden aufgelistet:

  • Trigeminusneuralgie
  • Migräne
  • Clusterkopfschmerzen
  • Entzündungen des Kiefergelenkes z.B. bakterielle Infektionen
  • Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)

Ursache

Welche Ursachen hat eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)?

Die vielschichtige Natur der CMD

Eine einzelne, klare Ursache lässt sich bei der Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) meist nicht ausmachen. In den meisten Fällen handelt es sich um einen multifaktoriellen Prozess, wobei unterschieden wird, ob die Beschwerden primär aus dem Bereich der Halswirbelsäule und deren Übergang zum Schädelknochen ausgehen und sich dann auf das Kiefergelenk ausbreiten oder in umgekehrter Reihenfolge. So kann es beispielsweise auch durch Fehlstellungen im Bereich des Kiefers, der Zähne oder des Gebisses zu einer Fortleitung in die Wirbelsäule und den Schädelknochen kommen. Aus diesem Grund handelt es sich bei der CMD um ein interdisziplinäres Krankheitsbild, das von u.a. von Orthopäden, Hals-Nasen-Ohrenärzten und Kieferorthopäden gemeinsam behandelt werden sollte.

Psychosoziale Faktoren als Ursache:

Hinzukommt, dass in manchen Fällen psychosoziale Faktoren wie emotionaler Stress oder psychische Erkrankungen eine CMD mitbegünstigen, auslösen oder aufrechterhalten können. Auch im Schlaf kann eine CMD beispielsweise durch unbewusstes Zähneknirschen entstehen. So kann es zu einer Fehl- oder Überbelastung des Kiefergelenkes kommen. Das weibliche Geschlecht scheint ein weiterer Risikofaktor zu sein, da diese Erkrankung vor allem bei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren auftritt.

Symptome

Welche Symptome treten bei einer Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) auf?

Eine CMD kann sich in vielen verschiedenen Symptomen äußern, was eine schnelle Diagnosestellung erschweren kann. Sehr häufig zeigt sich eine CMD durch Schmerzen in der Kiefermuskulatur, die vor allem beim Benutzen der Kiefergelenke wie beispielsweise beim Kauen auftreten. In einigen Fällen geht dies mit einer Einschränkung der Öffnungsfähigkeit des Kiefers oder knackenden Geräuschen beim Bewegen des Kiefers einher. In schlimmen Fällen kann es zu einer Kiefersperre kommen, bei der sich die Patienten den Kiefer „auskugeln“.

Ausstrahlende Beschwerden sind nicht selten

Schmerzen müssen jedoch nicht zwangsweise im Kiefergelenk auftreten, sondern können auch andere Bereiche der Kopf-Hals-Schulter-Region betreffen. Durch Schmerzausstrahlung kann es außerdem zu migräneähnlichen Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen oder Ohrenschmerzen kommen. Gerade bei Ohrenschmerzen können zusätzlich auch Ohrensausen (Tinnitus) oder Schwindelattacken auftreten.

Viele CMD-Patienten knirschen mit den Zähnen (Bruxismus), was sich im Sinne eines Teufelskreises negativ auf die Beschwerden auswirken kann. Tritt dieses Zähneknirschen unbemerkt nachts auf, kann sich dies in morgendlichen Schmerzen oder einer Steifigkeit des Kiefergelenkes in den Morgenstunden äußern.

Diagnose

Wie lässt sich eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) diagnostizieren?

Um die vielen verschiedenen Symptome, die bei einer Craniomandibulären Dysfunktion auftreten können zu erfassen, wird zunächst eine ausführliche Krankheitsgeschichte erhoben (Anamnese). Hierzu können unterstützend standardisierte Fragebögen eingesetzt werden, die dann durch individuelle Angaben der Patienten ergänzt werden können. Ein wichtiger Aspekt ist hier auch die Erfassung der psychosozialen Situation im Alltag des Patienten oder der Patientin.

Im Anschluss an die Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung des Kieferbereichs zum Beispiel der Mundöffnung oder der Beweglichkeit des Kiefergelenks. Falls Schmerzen auftreten, ist eine genaue Lokalisation wichtig. Aus kieferorthopädischer Sicht kann der Aufbau und die Funktion des Kiefergelenkes zum Beispiel mit einem Gipsabdruck beurteilt werden.

Magnetresonanztomographie-Untersuchung (MRT)

Röntgenaufnahmen können Hinweise auf eine Fehlstellung im Bereich des Kiefers geben. Eine noch genauere Darstellung der räumlichen Beziehung von Schädelknochen, den einzelnen Bestandteilen des Kiefergelenkes und der Zähne ist mit einer Magnetresonanztomographie-Untersuchung (MRT) möglich.

Bei dieser strahlenfreien Untersuchung wird mithilfe eines Magnetfeldes ein detailliertes, dreidimensionales Bild der Körperregion erstellt, welches dann in einzelnen Schnittbildern genauer untersucht werden kann.

Ohne "Röhre": Offenes MRT

Für diese Untersuchung müssen die Patienten für eine Zeit mit dem Kopf in einer engen Röhre liegen und dürfen sich während der gesamten Untersuchungsdauer nicht bewegen, um eine ausreichende Bildqualität zu erreichen. Einige Patient*innen, vor allem diejenigen mit Klaustrophobie empfinden dies als sehr belastend und unangenehm. Aus diesem Grund wurden sogenannte „offene MRTs“ konzipiert, welche den Patienten oder die Patientin statt in einer engen Röhre auf einer weitestgehend offenen Untersuchungsfläche platzieren. Somit können klaustrophobische Empfindungen deutlich reduziert werden und trotzdem eine ausreichende Bildqualität erreicht werden.

Fehlstellung der Wirbelsäule

Bei einigen Patienten wird die Craniomandibuläre Dysfunktion durch Fehlstellungen der Wirbelsäule verursacht. Diese können sich dann auf das Kiefergelenk ausbreiten und dort zu den oben genannten Beschwerden führen. In der körperlichen Untersuchung können sowohl die Beweglichkeit als auch Fehlstellungen der Wirbelsäule beurteilt werden.

Zur genaueren Untersuchung kann in solchen Fällen eine 3D- oder 4D-Wirbelsäulenvermessung zur Diagnosestellung beitragen und somit dabei helfen, die Beschwerden gezielter zu behandeln.

4D-Wirbelsäulenvermessung beim Orthozentrum Bergstraße

Bei dieser Untersuchung handelt es sich ebenfalls um eine strahlungsfreie Methode, bei der mithilfe von Lichtstreifen die Rückenoberfläche der Patienten dreidimensional abgebildet werden kann. Somit können Informationen über die gesamte Körperhaltung und insbesondere über die Wirbelsäulenkrümmung in allen 3 Ebenen generiert werden. Auch Fehlrotationen können so identifiziert werden. Bei der 4D-Wirbelsäulenvermessung wird durch die zusätzliche Einbeziehung der Zeit durch das Anfertigen mehrerer Bilder hintereinander ein noch genaueres Bild der Rückenoberfläche berechnet.

Das Gesamtheit dieser diagnostischen Mittel erlaubt dann eine Einschätzung, ob sich die Craniomandibuläre Dysfunktion auf Störungen des Kiefergelenks, des Kauapparates inklusive der Zahnstellung oder auf orthopädische Ursachen im Bereich der Wirbelsäule zurückführen lassen und ermöglicht somit eine gezielte Behandlung der Beschwerden.

Therapie

Wie wird eine Craniomandibuläre Dysfunktion behandelt?

Die Behandlung der Craniomandibuläre Dysfunktion sollte interdisziplinär erfolgen. Orthopäd*innen, Kieferorthopäd*innen, Physiotherapeut*innen und in manchen Fällen auch Psychotherapeut*innen können an der Behandlung von CMD beteiligt sein. Bei akuten Beschwerden kann es sinnvoll sein, auf das Essen von harten Lebensmitteln oder zähem Fleisch zu verzichten, um die Belastung der Muskulatur zu reduzieren. Auch beim Sprechen wird die Kiefermuskulatur beansprucht, weshalb in solchen Fällen langes Sprechen vermieden werden sollte. In einigen Fällen können schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen im Akutfall die Beschwerden lindern.

Interdisziplinäre Therapien der CMD

In Rücksprache mit Ihrem Kieferorthopäden oder Zahnarzt kann eine individuelle Aufbissschiene (Okklusionsschiene) angefertigt werden und dabei helfen, Unterschiede zwischen Ober- und Unterkiefer auszugleichen und durch Vermeidung von Zähneknirschen die Zahnsubstanz zu schonen. Zusätzlich entlastet dies die am Kiefergelenk beteiligte Muskulatur, was zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik führen kann.

Da sich die Beschwerden häufig an anderer Stelle entstehen oder dorthin ausstrahlen, kann eine ganzheitliche Behandlung von CMD durch Physiotherapeut*innen oder Osteopath*innen dabei helfen, Verspannungen zu lösen. Durch das Erlernen von Übungen können die Patienten so Techniken erlernen, um Fehlhaltungen entgegenzuwirken.

Verspannungen beobachten und lösen

Patienten können außerdem durch Selbstbeobachtung überprüfen, ob sie das Kiefergelenk unbewusst anspannen und so Ober- und Unterkiefer aneinanderdrücken. In solchen Fällen können Entspannungsübungen oder eine Dehnung des Kiefergelenkes in den Alltag integriert werden. Dies kann zum Beispiel durch Autogenes Training, Yogaübungen oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson ergänzt werden. Bei ausstrahlenden Schmerzen in die Wirbelsäule oder die Schultern kann Wärmeanwendung mit Wärmeflaschen oder Kirschkernkissen hilfreich sein.

Auch eine Triggerakkupunktur ist hilfreich, um den erhöhten Muskeltonus zu reduzieren. Ein Symptomtagebuch kann außerdem sinnvoll sein, um Situationen zu identifizieren, in denen die Beschwerden besonders stark ausgeprägt sind. Sollten so besondere Stressfaktoren auffallen oder liegen psychische Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen oder eine Depression zugrunde, kann Psychotherapie neben einem allgemeinen Effekt auf das Wohlbefinden auch zu einer Verbesserung der Funktion des Kiefergelenkes führen und Beschwerden lindern.

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