Leisten­schmerzen

So komplex und vielschichtig die Anatomie in der Leistengegend ist, so zahlreich können auch die Ursachen von Leistenschmerzen sein. Die meisten Menschen assoziieren direkt einen Leistenbruch mit dem Schmerz, oftmals sind es jedoch Erkrankungen der Knochen, Gefäßveränderungen oder Muskel-, Band- oder Sehnenverletzungen. Auch Sportler sind häufig betroffen. Bei dieser Zielgruppe spielen vor allem Fehl- und Überlastungen eine große Rolle.

Zuletzt aktualisiert: 13.08.2024

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12 Minuten

Beschwerden in der Leiste mit vielfältigen Ursachen

Ist man selbst betroffen, sollte der Arzttermin nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn je nach Krankheitsbild ist ein schnelles Handeln erforderlich. Im Orthozentrum Bergstraße haben wir diesbezüglich ein Konzept etabliert, um die Beschwerden effizient zu behandeln.

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Definition

Was sind Leistenschmerzen?

Leistenschmerzen, auch unter dem Begriff Inguinalschmerzen bekannt, sollten nicht unterschätzt werden. Je nach Ursache können schwerwiegende Erkrankungen vorliegen. Als Leistenregion (Regio inguinalis) wird der Übergang vom Bauch zum Oberschenkel bezeichnet. Durch diesen Bereich verläuft der vier bis fünf Zentimeter lange Leistenkanal, durch den wiederum Muskeln, Blutgefäße und bei Männern der Samenstrang und bei Frauen das Mutterband verlaufen.

Leistenschmerzen (Inguinalschmerzen) sind Beschwerden im Bereich zwischen Unterleib, Hüfte und Oberschenkel. Viele der zahlreichen Ursachen lösen einen stechenden, scharfen oder auch dumpfen Schmerz in der Gegend aus.

Ursache

Was sind die Ursachen für Inguinalschmerzen?

Männer leiden häufiger unter Inguinalschmerzen

Grundsätzlich sind von Inguinalschmerzen mehr Männer als Frauen betroffen. Typischerweise lassen sich Erkrankungen unterscheiden, die eher Männer und die eher Frauen betreffen. Lediglich ein Krankheitsbild betrifft Männer und Frauen hierbei gleichermaßen: Die Hüftarthrose. Das schmerzhafte Aneinanderreiben von Hüftpfanne und Oberschenkelkopf aufgrund der degenerativen Abnutzung des dazwischenliegenden Knorpels tritt vor allem ab einem Alter von 50 Jahren auf.

Leistenbruch und Schenkelhernie

Einen Leistenbruch (Hernia inguinalis) erleiden überwiegend Männer. Grund dafür ist, dass der Leistenkanal in der unteren Bauchwand bei Männern, an dem der Hoden nach außen durchtritt, oftmals eine natürliche Schwachstelle darstellt. Auch angeborene Leistenbrüche sind beim männlichen Geschlecht nicht selten.

Bei einer Schenkelhernie (Hernia femoralis), die vorwiegend Frauen erleiden, sind, wie beim Leistenbruch, die Eingeweide betroffen. Oft benötigt es weitere Untersuchungen, um diese beiden Krankheitsbilder unterscheiden zu können, da sie ähnliche Symptomatiken aufweisen.

Fehlstellungen & Belastung

Weitere wichtige Ursachen von Leistenschmerzen sind Fußfehlstellungen, Beinlängenunterschiede, Muskelungleichgewichte, Haltungsfehler sowie Überlastungen. Die größte Risikogruppe stellen hierbei (Leistungs-) Sportler dar, insbesondere von gelenkbelastenden Sportarten wie Laufen, Fußball oder Hockey.

Die Leiste kann den starken Belastungen in dem Fall auf Dauer nicht standhalten und es kommt zu stechenden Schmerzen nach dem Sport. Oft wird dies auch als Sportlerleiste oder „weiche Leiste“ bezeichnet. Auch eine Leistenzerrung kann die Schmerzen auslösen.

Entzündungen und Infektionen

Eher selten führen geschwollene Lymphknoten zu Schmerzen in der Leiste. Im gesunden Zustand sind sie mit einem Durchmesser von maximal zwei Zentimetern in der Leiste kaum zu fühlen, können jedoch bei Infektionen oder Entzündungen im Bein anschwellen und so für Schmerzen in diesem Bereich sorgen.

Die wichtigsten Ursachen von Inguinalschmerzen zusammengefasst:

  • Leistenbruch (tritt bei Männern etwa achtmal häufiger auf als bei Frauen)
  • Harn- und Nierensteine

  • Hüftkopfnekrose

  • Impingement der Hüfte (wird insbesondere durch (Leistungs-) Sport wie Laufen, Fußball oder Hockey begünstigt)

  • Hodenschmerzen

  • Schenkelbruch (Hernia femoralis, tritt eher bei älteren oder schwangeren Frauen auf)

  • Beckenringlockerung (betrifft meist schwangere Frauen)

  • Stress- oder Überlastungsbruch des vorderen Beckenringes (als Folge der Knochenerkrankung Osteomalazie)

  • Hüftarthrose (ab einem Alter von etwa 50 Jahren)

  • Geschwollene Lymphknoten (Lymphadenitis oder Lymphadenopathie)

  • Hodenstieldrehung (auch Hodentorsion, betrifft vor allem Säuglinge und Jugendliche von 13 bis 20 Jahren)

  • Thrombose

  • Sportlerleiste oder weiche Leiste

  • Leistenzerrung

  • Verletzungen und Überlastungen der Muskeln und Sehnen im Bereich der Hüfte und des Oberschenkels

  • Weitere orthopädische Ursachen, wie degenerative Veränderungen der Lendenwirbelsäule, Fehlstellungen von Füßen, Knien und Hüfte


Für Leistenschmerzen kommen in der Orthopädie meist nur zwei Ursachen in Frage: strukturelle Schäden des Hüftgelenkes oder Probleme mit der Muskelkette der unteren Extremität. Dies gilt es sicher zu unterscheiden. Dann kann die richtige Therapie zielgerichtet eingesetzt werden.

Dr. med. Mehmet Rüzgar

Symptome

Welche Symptome treten bei Leistenschmerzen auf?

Da sich Leistenschmerzen auf eine Vielzahl von Ursachen zurückführen lassen, gibt es auch viele verschiedene Symptome, die eher auf das eine oder das andere Krankheitsbild hinweisen.

Dies ist wichtig für den Arzt, sodass die richtige Diagnose gefunden werden kann:
Sind die Schmerzen ein- oder beidseitig? Treten die Schmerzen nur unter Belastung oder dauerhaft auf? Treten die Schmerzen nur im Liegen oder Stehen auf?

Die Art der Symptome gibt erste Hinweise auf die Ursache

Leistenbrüche beispielsweise sind in der Regel direkt sichtbar, da meistens plötzlich eine schmerzlose Vorwölbung im Stehen oder beim Pressen in der Leiste sicht- und tastbar wird.

Achtung: Treten dauerhaft Schmerzen im Leistenbereich auf, kann es sich um ein Leistenbruch handeln, bei dem Gewebe aus dem Bauchraum in den sogenannten Bruchsack geraten ist und eingeklemmt wird. In diesem Fall sollte ein Notarzt gerufen werden, da unter Umständen schnelles Handeln erforderlich ist. Auch bei akuten Schmerzen im Bauch und Unterbauch mit Ausstrahlung in die Leistengegend sollte sofort gehandelt werden.

Diagnose

Wie kann man Leistenschmerzen diagnostizieren?

Handelt es sich nicht um einen akuten Notfall, sondern um eventuell unregelmäßig auftretenden Schmerz im Schambereich und der Leiste, sollte die Ursache in jedem Fall zeitnah von einem Arzt abgeklärt werden. Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen bei Inguinalschmerzen sind eine körperliche Untersuchung, Ultraschall, MRT und gegebenenfalls eine Laufanalyse.

Der Arzt führt zunächst eine Anamnese durch, um durch den Verlauf der Krankheitsgeschichte eventuell bereits Hinweise auf die Ursache der Beschwerden erhalten zu können. Insbesondere bei Inguinalschmerzen spielt die körperliche Untersuchung eine große Rolle, da sie oftmals direkt zur Diagnose führen kann. Führt die körperliche Untersuchung nicht zu einer eindeutigen Diagnose müssen weitere diagnostische Maßnahmen, wie Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Röntgen oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.

Ultraschall

In der Regel wird zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Eine Vielzahl von Erkrankungen lässt sich so verlässlich diagnostizieren.

Laufanalyse

Besteht der Verdacht, dass funktionelle Probleme der Grund für die Leistenschmerzen sind, ist es ratsam, eine Laufanalyse durchzuführen. Mittels einer Laufanalyse kann festgestellt werden, ob es während des Gehens oder Laufens zu erhöhten Belastungen in der Leiste kommt, die die Schmerzen verursachen.

Magnetresonanztomographie

Mit weiteren bildgebenden Verfahren, wie dem Röntgen oder der Magnetresonanztomographie können auch andere Strukturen, wie Muskeln, Sehnen und Knochen gut dargestellt werden. Dabei bietet die MRT den Vorteil, dass alle Strukturen detailgenau in einer hohen Bildauflösung gut sichtbar werden und sie zudem ohne Strahlenbelastung auskommt. Insbesondere bei Verdacht auf einen Leistenbruch findet die MRT in der Diagnostik bei ziehen in der Leiste Anwendung.

Sind für die Leistenschmerzen strukturelle Schäden des Hüftgelenkes verantwortlich, dann handelt es sich in der Regel um eine Arthrose. Im Orthozentrum Bergstraße greift dann unser Therapiekonzept für knorpelstabilisierende Maßnahmen. So sind wir in der Lage unseren Patienten schnell und zielgerichtet zu helfen.

Dr. med. Stefan Gouder

Therapie

Wie lassen sich Inguinalschmerzen behandeln?

So vielfältig wie die Ursachen für Inguinalschmerzen sein können, so zahlreich fallen auch die Therapien aus. Auch die Zuständigkeiten fallen in die Bereiche verschiedener Fachärzte. So sind beispielsweise bei Hodenerkrankungen und Harnsteinleiden Urologen zuständig, bei Erkrankungen der Lymphknoten Internisten oder bei Darminfektionen Gastroenterologen. Sind Veränderungen am Skelett oder Fehlstellungen der Gelenke Ursache für die Beschwerden, ist der Orthopäde der richtige Facharzt.

Behandlung steht in Abhängigkeit zur Diagnose

Ist die Ursache für die Schmerzen in der Leiste eine Überlastung des betroffenen Bereichs, reicht es oftmals aus, dass sich der Patient eine zeitlang schont. Bei Leistenbrüchen ist meist ein operativer Eingriff notwendig, wird jedoch heutzutage nicht in allen Fällen durchgeführt.

Wird bei der Laufanalyse festgestellt, dass die Beschwerden auf Fehlstellungen zurückzuführen sind, ist oftmals eine orthopädische Einlagenversorgung sowie Physiotherapie erforderlich.

Im Orthozentrum Bergstraße werden wir individuell auf die Beschwerden des Patienten eingehen und diese dann zielgerichtet behandeln.

Prävention

Wie lassen sich Leistenschmerzen vorbeugen?

Es gibt einige Möglichkeiten, wie man Leistenschmerzen vorbeugen kann. Im Folgenden finden Sie konkrete Tipps und Maßnahmen, die Ihnen dabei helfen können, Leistenschmerzen vorzubeugen.

Unsere Tipps gegen Leistenschmerzen:

  • Übergewicht vermeiden (das nimmt Druck von der Bauchwand und beugt Arthrose sowie inneren Erkrankungen vor)
  • 30 Minuten täglich moderate körperliche Aktivität
  • Schonendes Muskelaufbautraining
  • Gelenkschonenden Sport bevorzugen (weniger Laufen, Fußball und Hockey, mehr Fahrradfahren)
  • Bei Verdacht auf Fehlstellungen im Bereich der Füße, Knie und Hüfte eine Laufanalyse durchführen lassen
  • Gesund ernähren und weniger Fleisch konsumieren (das beugt Harnsteinen vor)
  • Ausreichend Wasser trinken (etwa 30 bis 40 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht)
  • Weniger Kaffee und Alkohol trinken

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