Zerrung im Oberschenkel

Erst zieht es im Oberschenkel und alles fühlt sich verkrampft an. Kommt es dann zu einer schnellen, abrupten Bewegung, macht sich ein stechender Schmerz im Oberschenkelmuskel bemerkbar. Die Bewegung hat zu einer Zerrung im Oberschenkel geführt, einer der häufigsten Sportverletzungen neben Muskelfaserrissen oder Prellungen.

Zuletzt aktualisiert: 20.11.2024

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12 Minuten

Stechende Schmerzen im Oberschenkelmuskel

Diese Situation kennen nicht nur sportlich aktive Menschen - eine Oberschenkelzerrung zieht sich im Laufe der Zeit fast jeder mal zu, egal ob beim Sport oder durch eine abrupte Bewegung nach langem Sitzen am Arbeitsplatz. Auf der folgenden Seite erhalten Sie Informationen zur Diagnostik, zur Behandlung und zur Vorbeugung einer Oberschenkelzerrung.

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Definition

Was ist eine „Oberschenkel­zerrung“?

Im Allgemeinen besteht ein Muskel aus mehreren Muskelfasern, die wiederum aus kleineren Einheiten, den Myofibrillen, bestehen. Bei einer Zerrung werden die Muskelfasern durch eine übermäßige Dehnung über die eigene Elastizität hinaus geschädigt. Das führt zu den typischen Beschwerden einer Muskelzerrung, die durch eine Entzündung im überbeanspruchten Gewebe ausgelöst werden.
Die Folgen sind stechende oder blitzartige Schmerzen im Oberschenkel. Zerrungen sind am häufigsten im Bereich der unterschiedlichen Muskelgruppen im Oberschenkelbereich lokalisiert.

Was könnte noch hinter den stechenden Schmerzen im Oberschenkel stecken?

Muskelfaserriss

Der Muskelfaserriss ist die wichtigste Differentialdiagnose. Eine Verletzung und Durchtrennung einiger Muskelfasern führt hierbei zur Einblutung ins Muskelgewebe. Ein stechender Schmerz und das krampfartige Zusammenziehen der betroffenen Muskulatur sorgen dafür, dass eine begonnene Bewegung nicht weiter ausgeführt werden kann. Eine starke Bewegungseinschränkung ist die Folge.

Im Gegensatz zum Muskelfaserriss bleiben die Muskelfasern bei einer Zerrung im Oberschenkel intakt, sie ist also weniger schwerwiegend als ein Riss einzelner Muskelfasern oder sogar eines ganzen Muskels. Auch eine Einblutung ist nicht vorhanden.

Prellung

Auch eine Prellung kann zu Schmerzen bei Beanspruchen der geschädigten Muskeln führen. Diese entsteht durch eine stumpfe Krafteinwirkung, zum Beispiel einen Zusammenprall. Eine Verletzung von Blutgefäßen, die den Muskel versorgen, hat eine Einblutung zur Folge. Die Schmerzen bei einer Prellung kommen vor allem dadurch zustande, dass der entstandene Bluterguss Druck auf den Muskel ausübt.

Weitere mögliche Auslöser sind:

  • Schambeinentzündungen
  • Leistenschmerzen / Leistenbruch
  • Tendopathien (Entzündungen der Sehnenansätze)

Ursache

Welche Ursachen hat eine Oberschenkelzerrung?

Stechende Schmerzen und eine Zerrung im Oberschenkel entstehen meistens dann, wenn Muskulatur, die bereits vorher angespannt war, durch eine Fehlbelastung überdehnt wird. Sportarten, die abrupte Bewegungen erfordern, führen besonders häufig zu Zerrungen im Oberschenkel. Ein plötzlicher Wechsel zwischen schnellen Sprints, Ausfallschritten und Abbremsen ist beispielsweise beim Fußball, Badminton oder Tennis notwendig.

Weitere Ursachen einer Oberschenkelzerrung:

  • Auch ein Schlag auf den gedehnten Muskel bei Zusammenstößen kann zu einer Zerrung im Oberschenkel führen.
  • Ein weiterer Auslöser kann eine Überanstrengung und Ermüdung der Muskulatur durch eine sich mehrfach wiederholende Bewegung sein. Wird der Oberschenkelmuskel durch Sport oder körperliche Arbeit gereizt, kann auch das eine Entzündung auslösen.
  • Sind Muskeln im Rumpf- und Hüftbereich verkürzt, beispielsweise aufgrund von häufigem Sitzen oder einseitigem Training, oder besteht ein muskuläres Ungleichgewicht kann eine vermeintlich harmlose Bewegung zu einer Überdehnung und damit einer Zerrung führen. Auch ein statisches Ungleichgewicht im Bereich der Wirbelsäule birgt das Risiko einer Zerrung im Oberschenkel und sollte deshalb behandelt werden.
  • Vorausgegangene Verletzungen können eine Oberschenkelmuskelzerrung begünstigen, wenn sie nicht vollständig ausgeheilt sind.

Zusammenfassung der Ursachen von Oberschenkelzerrungen:


  • Überdehnung der Muskulatur durch Fehlbelastung (meistens durch abrupte Bewegungen)
  • Schlag auf den gedehnten Muskel
  • Überanstrengung und Ermüdung des Oberschenkelmuskels
  • Verkürzte Muskulatur im Rumpf- und Hüftbereich
  • Vorausgegangene, nicht ausgeheilte Verletzungen

Symptome

Welche Symptome treten bei einer Zerrung im Oberschenkel auf?

Oft geht der Zerrung im Oberschenkel eine Verhärtung der Muskulatur voraus. Eine Überdehnung des betroffenen Muskels führt dazu, dass der Muskel sich reflektorisch verkürzt und versteift. Das anfängliche Ziehen geht zunehmend in anhaltende Schmerzen über, bei Belastung zieht sich der Muskel krampfartig zusammen. Auch eine leichte Schwellung kann auftreten.

Symptome einer Oberschenkelzerrung

In Ruhe lassen die Beschwerden nach, bei erneuter Belastung macht sich jedoch sofort ein einschießender Schmerz bemerkbar. Dieser Schmerz kann sogar bis ins Becken oder die Wade ziehen. Selten kann es auch zu Missempfindungen wie Kribbeln, Überempfindlichkeit oder Taubheitsgefühl in der Haut kommen. Dehn- oder Lockerungsübungen bringen keine Besserung.

Da die maximale Muskelkraft im Oberschenkel aufgrund der Verletzung reduziert und das Bewegungsausmaß eingeschränkt ist, können Betroffene oft nicht mehr richtig gehen.

PECH – das Vorgehen als Sofortmaßnahme

Pause Eis Compression Hochlagern

Der Oberschenkelmuskel sollte sofort geschont werden, um eine weitere Schädigung zu verhindern. Eis, Compression in Form eines elastischen Druckverbandes und Hochlagern helfen beim Reduzieren der Schwellung und Einblutung. Eis sollte dabei nie direkt auf die Haut gelegt werden, da es sonst zu Erfrierungen kommen kann. Der Verband erfüllt zusätzlich eine Stützfunktion für den Muskel.

Leichte Zerrungen im Oberschenkel heilen oft innerhalb weniger Tage aus. Bei starken oder nicht nachlassenden Beschwerden sollten sie jedoch immer möglichst schnell zum Arzt gehen - denn eine frühzeitige Behandlung verbessert die Prognose deutlich!

Diagnose

Wie lassen sich die Ursachen einer Oberschenkelzerrung diagnostizieren?

Um unsere Behandlung im Orthozentrum Bergstraße optimal auf unseren Patientinnen und Patienten abzustimmen, ist es für uns besonders wichtig, zunächst die richtige Diagnose zu stellen. Am wichtigsten ist es, die Oberschenkelzerrung von einem Muskelfaserriss abzugrenzen.

Dafür wird die Patientin oder der Patient zunächst zu Auslöser und Art der Beschwerden befragt. Auf die Anamnese folgt die körperliche Untersuchung, bei der es herauszufinden gilt, welche Muskelgruppe betroffen ist.

Abklärung durch ein offenes MRT

Die Unterscheidung zwischen Zerrung und Riss der Oberschenkelmuskulatur gelingt am eindeutigsten mithilfe bildgebender Verfahren. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das sensitivste Verfahren, da sich hier kleinste Einblutungen oder Entzündungen nachweisen lassen.

Die Magnetresonanztomographie funktioniert über die Erzeugung eines Magnetfeldes, mit dem zum einen Weichteilkontraste deutlich besser dargestellt werden als mit einem herkömmlichen Röntgenbild, zum anderen eine Strahlenbelastung des Körpers vermieden wird.

Im Orthozentrum Bergstrasse setzen wir auf ein offenes MRT, das eine hohe Bildqualität liefert und auch besonders für Patientinnen und Patienten mit Platzangst geeignet ist.

Die 4 Schweregrade einer Muskelverletzung im Oberschenkel

Eine Bildgebung durch ein offenes MRT ermöglicht die Einteilung der Muskelverletzung in 4 unterschiedliche Schweregrade. Welcher Schweregrad und welche Art der Verletzung Ihrer Oberschenkelmuskulatur bei Ihnen vorliegt, kann durch eine Magnetresonanztomographie am besten beurteilt werden.

  • Grad 0 - Keine Muskelveränderungen

    Verletzungen sind zu klein, um im MRT gesehen zu werden / werden verdeckt.

  • Grad 1 - Mikroskopische Risse

    Deuten auf eine Überdehnung hin, die zu Mikrotraumen und leichten Schmerzen führt. Bewegungseinschränkungen sind gering. Entspricht dem Bild bei einer Zerrung.

  • Grad 2 - Teilweise Risse einzelner Muskelfasern, Einblutungen, Schwellung

    Führt bei Belastung sofort zu Schmerzen, betroffene Muskeln können nur noch eingeschränkt genutzt werden. Die Heilung dauert mehrere Wochen.

  • Grad 3 - Riss des ganzen Muskels, Einblutungen, Schwellung, oft mit Sehnenverletzungen

    Ein stechender, brennender Schmerz bei Belastungsversuchen macht eine Bewegung z.B. beim Gehen unmöglich. Die Regenerationszeit beträgt Wochen bis Monate.

Therapie

Wie wird eine Zerrung im Oberschenkel behandelt?

Sobald eine genaue Diagnose durch ein offenes MRT gestellt wurde wird ein passender Therapieplan erstellt. Für uns im Orthozentrum Bergstraße steht die konservative Behandlung der Oberschenkelzerrung im Vordergrund.

Bausteine der konservativen Therapie

  • Weiterhin ruhigstellen und kühlen! Während der ersten Zeit nach der Verletzung sollte der Oberschenkel unbedingt geschont werden.
  • Leichte Belastung begünstigt den Heilungsprozess, solange dabei keine Schmerzen auftreten. Ansonsten riskiert man schwerwiegendere Muskelverletzungen!
  • Salben lindern Schmerz
  • Kinesio-Tape / Stützverbände zur Lockerung und Entlastung
  • Physiotherapie erst nach der Akutphase zur Erhaltung der Beweglichkeit und Stärkung der Muskulatur mithilfe von Dehn- und Belastungsübungen

Schnelle Besserung möglich

Wird eine Zerrung von Beginn an angemessen behandelt kann meist innerhalb einer Woche mit einer deutlichen Besserung gerechnet werden. Sportliche Aktivitäten sollten erst nach der mit dem Arzt besprochenen Schonungszeit wieder aufgenommen werden. Ohne entsprechende Behandlung und Schonung besteht die Gefahr eines Muskelfaserrisses, der im schlimmsten Fall bleibende Schäden nach sich zieht.

Prävention

Wie kann man einer Oberschenkelzerrung vorbeugen?

  • Richtiges Aufwärmen und Dehnen vor Belastung
  • Regelmäßiges Training (bessere Kraft, Koordination und Ausdauer des Muskels bedeutet niedrigeres Verletzungsrisiko)
  • Langsamer (Wieder-)Einstieg in neue Sportarten, da die Muskulatur sich zu Beginn noch an sportartspezifische Bewegungen gewöhnen muss
  • Richtige Technik bei Bewegungsabläufen verhindert Fehlbelastungen
  • Genügend Regenerationszeit
  • Leistungsgrenzen kennen! (erschöpfte Muskeln können plötzliche Krafteinwirkungen schlechter ausgleichen)
  • Regelmäßig dehnen, um Verkürzungen der Muskulatur zu verhindern

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